Zu sehen ist eine Weiche die nach links und rechts geht

Bundesweite Arbeitsgruppe kommt nicht in Gang

Die Planung der Baustellen jenseits der Generalsanierungskorridore verbessert sich nach Auffassung der Schienengüterverkehrsbranche zwischenzeitlich nicht – das ist vor dem Hintergrund, dass alle 43 Korridore zusammen nur 15 Prozent des Netzes ausmachen und – wenn man die Zeit bis 2030 berücksichtigt – durch sie „nur“ 0,7 Prozent des Netzes in der nutzbaren Zeit voll gesperrt wird, ein sehr elementares Thema für den Schienen(güter)verkehr. 

Die DB Netz AG kam dem Wunsch der GÜTERBAHNEN nach einem überregionalen Arbeitstreffen nach, um Fragen klären und die Vorbereitung der Sperrungen begleiten zu können. Ein wichtiges Signal, den ansonsten immer im Schatten des Personenverkehrs stehenden Güterverkehr ernst(er) zu nehmen als bisher.

Große Unzufriedenheit schürt die Frage nach Kompensationszahlungen. Durch die teilweise stundenlangen Umwege, die sich auf bis zu mehrere hundert Kilometer belaufen können, steigen die Kosten für die EVU. Gleichzeitig sind Umsatzausfälle zu erwarten, da die Unternehmen Kunden auf Grund der steigenden Lieferzeiten verlieren könnten.  Die Verantwortlichen der DB Netz erteilten der Forderung im Sommer 2023 nach langen Überlegungen und quasi zeitgleich mit dem ebenfalls angesprochenen Bundesverkehrsministerium eine Absage. Grund sei eine fehlende gesetzliche Grundlage für Kompensationszahlungen. Stattdessen sollen die EVU die Verluste “betriebswirtschaftlich einplanen”. Gerechnet auf 10 bis 15 Jahre „amortisieren“ sich die Kosten gar, so die DB Netz, weil die generalsanierte Infrastruktur weniger Folgekosten produziere. Eine interessante Sichtweise auf den Begriff „amortisieren“, vor allem vor dem Hintergrund, dass die DB Netz für ihr immer schlechter werdendes Netz jedes Jahr höhere Trassenpreise verlangt.

Einige Hiobsbotschaften hagelt es indes bei der Riedbahn:

  • Vorlaufende Baumaßnahmen sind dafür verantwortlich, dass die Riedbahn auch im Januar 2024 bereits für einen gesamten Monat gesperrt werden soll – also 6 Monate vor dem offiziellen Start der Generalsanierung. Neu ist auch, dass auch im Anschluss an die Generalsanierung noch Sperrungen notwendig sind, weil nicht alle Vorhaben im zweiten Halbjahr 2024 realisiert, sondern teilweise nur vorgerüstet werden können.
  • Eine westliche Umleiterstrecke soll wegen der Beseitigung von Dachsbauten im Untergrund nun zeitlich parallel zur Riedbahn komplett gesperrt werden, weil für eine Sanierung noch in diesem Jahr kein Unternehmen mehr Kapazitäten hat.
  • Statt wie angekündigt werden nicht 140 Kilometer Oberleitung, sondern nur noch 70 Kilometer Fahrdraht sollen ausgetauscht werden.

Diese Anpassungen münden offenbar in einer neuen Definition: Die DB Netz verwendet erstmals den Begriff “Kernsperrung”, denn “Vollsperrungen” gibt es viele.

Zu Recht mehrt sich die Kritik aus der Branche. Doch statt Lösungsvorschläge zu präsentieren, “nimmt die DB Netz viele Sachen mit”. Ebenso bitter ist das Schweigen der DB Netz zur Ertüchtigung der Umleiterstrecken. Es werden keine klaren Aussagen getätigt, was, wann, wo passieren wird. Etwa zeitgleich findet eine erste Veranstaltung in Vorbereitung der im Jahr 2025 geplanten fünfmonatigen Sperrung zwischen Hamburg und Berlin statt. Die Vertreter:innen des Schienengüterverkehrs gehen desillusioniert nach Hause. Keine ausreichenden Umleiterkapazitäten in Sicht, kein vorlaufender Ausbau – DB Netz rät, auf Vertriebsaktivitäten zu verzichten.

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