Zu sehen ist der DB Tower in Berlin. Im Hintergrund ist der Bundestag zu erkennen

Durchbruch: Gemeinwohlorientierung im Ampel-Koalitionsvertrag verankert

Nach zähen Verhandlungen steht am Abend des 24. November 2021 ein Koalitionsvertrag, in dem aus Sicht der Schienen-Branche vor allem ein Vorhaben heraussticht: Auf Seite 50 wird festgehalten, dass die Infrastruktureinheiten der Deutschen Bahn AG (DB Netz und DB Station&Service) „innerhalb des Konzerns zu einer neuen, gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte zusammengelegt“ werden sollen. Gewinne sollen in dieser Infrastruktureinheit verbleiben, während die anderen Konzernteile markt- und gewinnorientiert weitergeführt werden.

Bereits im Wahlkampf war das Thema umkämpft. In ihrem Wahlprogramm schloss die SPD die „Zerschlagung“ der Deutschen Bahn AG kategorisch aus, eine Trennung von Netz und Betrieb wurde von Grünen und FDP hingegen forciert. Mit der Gemeinwohlorientierung innerhalb der Konzernstruktur haben die Ampel-Parteien ihren Kompromiss gefunden.

Ein Widerspruch bleibt in dem Vertrag, der am 07. Dezember 2021 unterschrieben wird: „Gewinne aus dem Betrieb der Infrastruktur“ werden im Koalitionsvertrag weiterhin genannt, dabei sollte die Bedeutung von “gemeinwohlorientiert” ein Gewinnstreben eigentlich ausschließen. Verbände fordern, dass diese Unschärfe schnellstmöglich aufgeklärt wird und die Ausformung der Gesellschaft zwingend im Dialogprozess mit den betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen und -verbänden erfolgt. Da die DB kein eigenes Interesse an der Umstrukturierung hat, darf das BMDV Reformen nicht allein mit ihr und durch sie angehen. Erwartungen und Ideen zur Ausgestaltung der InfraGO werden bereits kurz darauf geäußert:

  1. Start des Prozesses mit einer Eröffnungsbilanz 
  2. Definition des Gemeinwohlbegriffs im eisenbahnspezifischen Sinn
  3. Kundenorientierung als messbares Ziel
  4. Qualität als messbares Ziel
  5. Effizienzsteigerung des Betriebs als messbares Ziel
  6. Wachstums- und Verlagerungsorientierung der Gesellschaft
  7. Transparenz
  8. Etablierung eines Branchendialogs als Kommunikationsmittel
  9. Governancestrukturen
  10. Änderungen der Finanzierungsarchitektur zwischen Bund und DB
  11. Beendigung der Gewinnabführungsverträge zwischen Infrastruktureinheit und Gesamtkonzern
  12. Diskriminierungsfreiheit 
  13. Klarheit der Rechtsform
  14. Neutraler Name 
  15. Nachhaltige Personalpolitik & Nachwuchsförderung 
  16. Unabhängigkeit von DB-Transportgesellschaften 

Unsere Infografik zu dieser Recherche zeigt, was davon bisher umgesetzt wurde.

Zur möglichen Definition haben DIE GÜTERBAHNEN in einer Resolution definiert, was Gemeinwohl bedeuten könnte und was es aus ihrer Sicht nicht bedeutet. Sie haben zudem den ersten Namensvorschlag darin unterbreitet: Schiene Deutschland GmbH. Von der DB wurden die Anregungen zur Definition des Gemeinwohls lediglich zur Kenntnis genommen, aber nicht weiter mit den GÜTERBAHNEN diskutiert.

Abb. InfraGO 01: Auszug aus Antwortschreiben der DB AG vom 15. November 2022

Weitere News zur InfraGO


  • DB Netz-Zentrale in Frankfurt (fotografiert aus dem Zug)

    Was ihre Kunden über die DB InfraGO AG sagen – Zwischenbilanz nach acht Monaten – erstmalige Veröffentlichung der qualitativen Bewertungen

    Vier Bahnverbände haben eine Zwischenbilanz zur Arbeit der InfraGO gezogen und dazu Mitgliedsunternehmen um Einschätzungen gebeten. Das Fazit fällt leider ernüchternd aus.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt die Einfahrt eines Rangierbahnhofs. Dort stehen diverse Güterzüge

    Offizielle Gründung der DB InfraGO AG

    Im Handelsregister wurde die neue DB InfraGO AG am 27. Dezember 2023 eingetragen. Neben der Beibehaltung der Rechtsform einer Aktiengesellschaft und dem neuen Namen fehlt es aber so gut wie an allem, um bessere Ergebnisse zu erbringen.

    Weiterlesen

  • Weißer DB Regio-Zug fährt aus dem Bahnhof

    Satzung der InfraGO gleicht der bisherigen

    Der Verschmelzungsvertrag zwischen DB Netz und DB Station&Service und die neue Satzung der DB InfraGO AG sind da. Die Satzung gleicht der alten (leider) sehr weitgehend.

    Weiterlesen

  • Dialog mit Branchenverbänden

    Termin zwischen BMDV und dem Consulting-Unternehmen SCI zu neuesten Entwicklungen bei der InfraGO. Zwei Aspekte standen im Vordergrund: Die Definition der „gemeinwohlorientierten Ziele“ und der neue „Sektorbeirat“.

    Weiterlesen

  • DB-Aufsichtsrat beschließt DB InfraGO AG 

    In seiner turnusmäßigen Sitzung hat der Aufsichtsrat der DB am heutigen Tag die Verschmelzung der DB Station&Service AG auf die DB Netz AG beschlossen. Während die DB dies als großen Reformschritt feiert, bleiben die für die Branche wichtigsten Details weiterhin ungeklärt.

    Weiterlesen

  • Die „kleine Bahnreform“ wird wohl keine wirksamen Veränderungen bringen

    Die Reform hin zu einer gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft wird wohl mikroskopisch ausfallen. Lediglich mehr Geld und die Zusammenlegung der DB Netz und DB Station&Service sollen beschlossen werden. Das ist zu wenig, um den Anreiz zu geben, die Schiene fit für das künftige Verkehrswachstum zu machen.

    Weiterlesen

  • Monopolkommission kritisiert schwache Performance bei der Konzeption der InfraGO

    Die Monopolkommission hat in ihrem 9. Sektorgutachten Bahn darauf hingewiesen, dass die derzeitigen Reformpläne der Regierung zur gemeinwohlorientierten Schieneninfrastrukturgesellschaft zu schwach definiert seien. Sie fordert eine tiefgreifende Reform.

    Weiterlesen

  • Zu sehen ist eine Mohnblume in der nähe von Gleisen

    BMDV liefert ambitionslosen ersten Schritt

    Anfang Juni 2023 lädt das BMDV zu ersten Gesprächen und teilt seine Vorstellung zur neuen gemeinwohlorientierten Schieneninfrastrukturgesellschaft mit.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt eine Uhr an einem Bahnhof

    Die Branche wird unruhig

    Selbst im Mai 2023 wartet die Branche weiterhin auf das versprochene erste Konzept oder wenigstens einen Zielfahrplan des BMDV. Die Sorge verschiedener Verbände ist, dass die DB mit dem Bundesverkehrsministerium “im Hinterzimmer” einen Minimalkonsens aushandeln könnte, der keine substanziellen Verbesserungen bringt.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt die Fassade des Bundesverkehrsministerium

    BMDV-Beratungsauftrag zur InfraGO an goetzpartners und SCI vergeben

    Zur Konzipierung der neuen InfraGO hat das Bundesverkehrsministerium zwei Beratungsfirmen zur Unterstützung des Vorhabens einen Zuschlag erteilt. Sie unterstützen bei gesellschaftsrechtlichen, finanztechnischen und weiteren rechtlichen Fragen.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt Gleisarbeiter die auf gestapelten Schienen stehen

    Arbeitstitel “InfraGO” bekanntgegeben

    Der vorläufige Name und Arbeitstitel der gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft soll “InfraGO” sein. Gesellschaftsform, Zielbild und Kenngrößen bleiben aber weiter vage.

    Weiterlesen

  • Auf dem Bild sieht man einen Lkw der Firma DB Schenker vor einem Bürogebäude

    DB Schenker-Verkauf wird wahrscheinlich – Wofür jetzt das Geld?

    Im September 2022 werden die Zeichen deutlicher, dass sich Finanz- und Verkehrsministerium in Richtung Verkauf bewegen. Die Frage folgt auf dem Fuße, wofür das Geld genau genutzt werden sollte.

    Weiterlesen

  • Auf dem Bild ist der DB Tower von unten fotografiert

    DB vergibt millionenschweren Beratungsauftrag an McKinsey zur neuen Infrastruktursparte

    Noch bevor das BMDV selbst einen Beratungsauftrag vergeben oder den Dialog mit der Branche eingeleitet hat, schlägt die DB bereits emsig vor allen anderen Pflöcke in die Erde.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt eine Eisenbahnbrücke

    Neue Verantwortliche für Infrastrukturfragen in der DB

    Es gibt neue Verantwortliche für Infrastrukturfragen bei der DB: Berthold Huber, Dr. Jörg Sandvoß und Dr. Philipp Nagl sollen künftig die Geschicke der Infrastruktursparte leiten.

    Weiterlesen

  • Das Bild zeigt eine rote Lok der Deutschen Bahn

    Ronald Pofalla erklärt seinen Rückzug als DB-Konzernvorstand für Infrastruktur

    Ronald Pofalla gibt bekannt, zum 30. April die Deutsche Bahn AG zu verlassen. In seiner Zeit als Infrastrukturvorstand ist es ihm nicht gelungen, die eklatanten Probleme einer maroden Infrastruktur und im Verhältnis zwischen Konzern und Infrastruktursparte zu lösen. Die Nachfolge steht noch nicht fest.

    Weiterlesen

  • Zu sehen ist der DB Tower in Berlin. Im Hintergrund ist der Bundestag zu erkennen

    Durchbruch: Gemeinwohlorientierung im Ampel-Koalitionsvertrag verankert

    Im Koalitionsvertrag findet die Ampel einen Kompromiss für das umstrittene Thema Bahnreform II. Erwartungen und Ideen zur Ausgestaltung der neuen „gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft“ folgen kurz darauf aus der Branche.

    Weiterlesen