Einordnung einer Pressemeldung der Deutschen Bahn 

100 Tage nach dem Baustart berichtet die DB InfraGO in einer Pressemitteilung über den Baufortschritt der Riedbahn. Laut DB InfraGO läuft alles nach Plan. Doch wer sich auskennt, sieht schnell, dass viele Aussagen nur Halbwahrheiten sind. DB-Watch analysiert die Pressemitteilung zur Riedbahn: 

„Alle weiteren Abschnitte folgen im zweiten Quartal 2025“ 

Ob bewusst oder unbewusst, die DB InfraGO verkündet in ihrer Pressemitteilung eine weitere Verzögerung der Inbetriebnahme von ETCS. Anfang September gestand die DB InfraGO gegenüber ihren Kunden ein, dass das Leit- und Sicherungssystem nicht wie geplant am 15. Dezember in Betrieb genommen wird, sondern erst im ersten Quartal des kommenden Jahres (DB-Watch berichtete). Nun soll sich die finale Inbetriebnahme aller Abschnitte bis ins zweite Quartal ziehen, möglicherweise also bis Juni 2025. 

„Alle Nah- und Güterverkehrszüge können mit ihrer Höchstgeschwindigkeit auf der Riedbahn fahren“ 

Zwar ist diese Aussage korrekt. Allerdings verschweigt die DB InfraGO, dass aufgrund der Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von ETCS bei der Leit- und Sicherungstechnik nun die ältere Technik PZB zum Einsatz kommt, sodass nach Bauabschluss am 15. Dezember die Blockabstände deutlich größer bleiben als vor der Sanierung. Für den Einsatz von ETCS wurde während der Sanierung die bis dahin genutzte LZB wieder entfernt. Mit LZB und ETCS könnten die Blockabstände bei gleicher Geschwindigkeit enger sein. Dies würde die Kapazität und Effizienz der Strecke deutlich steigern. 

„Ziel ist, dass die DB durch die Generalsanierung hochbelasteter Strecken und weitere Maßnahmen wieder pünktlicher, verlässlicher und profitabler wird.“ 

Auch nach der Sanierung wird die Riedbahn nicht pünktlicher sein. Dies ist schon lange bekannt. Bereits im Januar berichtete der SPIEGEL, dass die Sanierung der Korridore allein keine Verbesserung der Pünktlichkeit bringen wird: “Bis 2028 […] werden die “Generalsanierung Korridore” die Pünktlichkeit gerade einmal um 1,8 Prozentpunkte PP verbessern. Der Effekt ist laut der Unterlage so gering, dass er im Jahr 2028 vom zusätzlichen Verkehr (minus 2,3 PP), den Baustellen (minus 0,7 PP) und den dann immer noch veralteten Anlagen (minus 0,4 PP) aufgehoben. Es ist ein Nullsummenspiel, im besten Fall. Zwar verbessert sich durch die Sanierung der Zustand der Anlagen, was die Störanfälligkeit senkt, doch pünktlicher wird dadurch kein Zug fahren. 

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