Das Bild zeigt mehrere Gleise und eine Weiche

Erste Zwischenbilanz der Riedbahnsperrung – Kaum verlängerte Fahrzeiten

Seit knapp zwei Wochen wird die Riedbahn saniert. 11 von 153 Tagen sind geschafft, und DB-Watch zieht eine erste Zwischenbilanz.

Wenige Stunden nach den EM-Feierlichkeiten am Abend des 15. Juli wurde eine der wichtigsten Strecken in Deutschland gesperrt, auf der täglich etwa 200 Güterzüge verkehren. Bisher scheint einer gewissen Skepsis zum Trotz das Umleiterkonzept der DB InfraGO zu funktionieren. Das berichten betroffene Unternehmen (Stand 25. Juli 2024): Zwar haben sich die Fahrzeiten durch die Befahrung der Umleiter insgesamt verlängert, jedoch bewegt sich die Fahrtdauer auf dem Niveau der Woche vor der Sanierung. Dies ergab die Auswertung der Fahrzeiten einer Güterbahn der ersten zehn Sperrungstage.

Wachsam werden die Unternehmen den Prozess dennoch weiter beobachten. Das Umleiterkonzept ist sehr fragil, wie einige Vorfälle der letzten Tage deutlich machten. Am Donnerstag, den 18. Juli, riss auf der Ludwigsbahn von Frankfurt über Worms nach Ludwigshafen, einer der Hauptumleiterstrecken, die Oberleitung – trotz dreiwöchiger Ertüchtigungsmaßnahmen im März dieses Jahres. Ein ICE blockierte die Strecke, und ein unstrukturiertes Evakuierungsmanagement sorgte dafür, dass die Strecke erst nach drei Stunden wieder normal befahren werden konnte. Da der Vorfall in der Nacht geschah, hielten sich die Rückstaueffekte glücklicherweise in Grenzen.

Wie schnell größere Schwierigkeiten tagsüber entstehen können, zeigte eine Signalstörung bei Ludwigshafen-Oggersheim, ebenfalls auf der Ludwigsbahn. Obwohl die Störung nach kurzer Zeit behoben war, bildete sich ein Stau auf der Schiene. Die Auswirkungen waren im gesamten Rhein-Main-Gebiet zu spüren. Eine dreistündige Sperrung wie bei der beschädigten Oberleitung hätte vermutlich Auswirkungen auf das gesamte deutsche Schienennetz gehabt. Wenn einzelne Pannen ein Risiko für viele Züge und deren Fahrpläne bedeuten, dürfen sie möglichst gar nicht vorkommen.

Zudem stellen die Zu- und Ablaufstrecken Nadelöhre dar, die zusätzlich Stress verursachen. Insbesondere entlang des Rheins kam es in den vergangenen Tagen zu diversen Störungen, beispielsweise durch ein beschädigtes Kabel sowie durch die Entschärfung einer Fliegerbombe, woraus eine zweistündige Unterbrechung resultierte. Gerade der Vorfall der Fliegerbombe zeigt, dass auch externe Störungen Probleme bringen können, die die DB InfraGO nicht beeinflussen kann. In der Nacht sorgt das Stellwerk Rauschwald (bei Hanau) regelmäßig für Probleme. Dieses ist aufgrund fehlenden Personals zwischen 21 Uhr und 5 Uhr bis mindestens zum 31. Juli nicht besetzt und erschwert den Zulauf auf die östliche Umleiterstrecke (Main-Neckar-Bahn) der Riedbahn. Gegenmaßnahmen sind nicht bekannt.

Darüber hinaus wurden in dieser Woche erstmalig die angestrebten Netzzustandsnoten für die einzelnen Gewerke bekannt (vgl. Abb. 41). Bisher war nur die angestrebte Gesamtnote von 2,05 bekannt. Die Ziele bezüglich der Gleise, Weichen, Bahnübergänge und der Stützwände werden dem Anspruch einer Korridorsanierung zwar gerecht, jedoch wird sich an der Zustandsnote von Brücken und Oberleitungen voraussichtlich nichts verbessern. Eben diese beiden Gewerke haben jedoch den höchsten Wiederbeschaffungswert. Denn im Gegensatz zur Ankündigung der DB InfraGO wird bei den Oberleitungen nur der Fahrdraht und nicht die gesamte Anlage ausgetauscht – eine erste Sparmaßnahme hinsichtlich Zeit und Geld. Weiterhin stellt sich also die Frage, ob die DB InfraGO ihre Ankündigungen in der vorgegebenen Zeit und Geld umsetzen werden kann.

Abb. Korridorsanierung 41: LinkedIn/Matthias Gastel/22. Juli 2024; Antwort BMDV auf Anfrage Gastel

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