Am 09. Februar 2023 findet der fünfte und vorerst letzte Branchendialog statt. Ingrid Felipe, Vorständin für Infrastrukturplanung und –projekte der DB Netz, eröffnet die Veranstaltung mit optimistischen Worten.
In diesem Branchendialog steht die Entscheidung über das Umsetzungsszenario für die Generalsanierung im Fokus. Die DB Netz hatte zuvor drei unterschiedliche Szenarien vorgeschlagen (vgl. News zum vierten Branchendialog), und die Branche hatte die Möglichkeit, ihr Feedback zu diesen Szenarien mitzuteilen:
Szenario 1: Die Reihung und Priorisierung der Sanierung erfolgen anhand des Zustands der Anlagen und ihrer Auslastung. Demnach sollen zuerst die Korridore mit dem schlechtesten Zustand und hoher Auslastung saniert werden.
Szenario 2: Bei den „Ankermaßnahmen“ liegt der Fokus auf besonders wichtigen Korridoren, die eine „Strahlwirkung“ auf das gesamte Netz haben sollen.
Szenario 3: Dieses Szenario setzt auf eine ausgewogene geografische Verteilung der Maßnahmen, um regionale Konzentrationen von Korridoren zu vermeiden und die Beeinträchtigung für Kunden möglichst gering zu halten.
Nach Auswertung des Stimmungsbildes aller Beteiligten zeichnet sich eine klare Tendenz für das zweite Szenario ab: Insbesondere die Vertreter:innen des langläufigen Verkehrs befürworten diesen Ansatz. Hingegen priorisieren Vertreter:innen des Nahverkehrs eher das dritte Szenario (vgl. Abb. Generalsanierung 31/32).
Nichtsdestotrotz bestehen weiterhin viele ungeklärte Fragen, darunter auch zur noch immer nicht bekannten Reihung der Maßnahmen. Statt schnelle Antworten zu erhalten, werden die Anwesenden jedoch vertröstet, dass diese Frage zeitnah mit dem Bundesverkehrsministerium diskutiert werden solle und man im Rahmen regionaler Dialoge über die einzelnen Korridore wieder auf die Branche zukommen werde.


Besorgt zeigte sich die Branche auch bei den Fragen bzgl. Der UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist.:
Was ist der Planungsstand für die Identifikation und Vorbereitung von UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist.? Gibt es finanzielle Kompensation für weiträumige Umleiterfahrten? Sind ElektrifizierungNicht elektrifizierte Strecken, vor allem kurze „Elektrifizierungslücken“ sind ein enormes Hindernis für einen wettbewerbsfähigen Schienengüterverkehr. von bisher nicht-elektrifizierten Strecken geplant, um eine höhere Anzahl UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist. zur Verfügung zu stellen?
Die Bahn selbst verspricht der Branche ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Ertüchtigung der UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist. (vgl. Abb. Generalsanierung 33/34):
- Durch umfassende Inspektionen der UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist. sollen notwendige Instandhaltungsmaßnahmen erkannt und schnellstmöglich umgesetzt werden.
- Es wird geprüft, ob Ausbaumaßnahmen wie Elektrifizierungen vor der Durchführung der Generalsanierung beschleunigt werden können.
- Es sollen adäquate Dieselstrecken schnellstmöglich identifiziert und ein kostenfreier „Diesel-Shuttle“ eingerichtet werden.


Bisher kann die DB Netz nur für drei von 40 Strecken eine sichere Zusage hinsichtlich UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist. erteilen. Doch selbst für diese drei festgelegten Strecken existiert noch immer kein abschließendes Konzept. Für die in anderthalb Jahren geplante Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim gibt es ein rudimentäres Umleitungskonzept. Große Teile sollen über die zwei parallel zur Riedbahn verlaufenden Strecken, die „Main-Neckar-Bahn“ und die sog. „Hessische Ludwigsbahn” (Mainz-Worms-Ludwigshafen), umgeleitet werden, ein Teil großräumig durch Bayern und über den Brenner statt durch die Schweiz in Richtung Norditalien Das Problem: Auch diese beiden Strecken sind bereits jetzt aus- bzw. überbelastet (vgl. Abb. Generalsanierung 35). Der angekündigte „Diesellok-Pool“ zum Ziehen von Güterzügen über nicht-elektrifizierte Strecken besteht bisher nur in der Theorie.

Das schadet vor allem den Schienengüterverkehrsunternehmen. Ohne Planungssicherheiten sind diese Unternehmen erheblichen wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt, sowohl kurz- als auch langfristig.
Nach dem fünften Branchendialog bleiben folglich die drängendsten Fragen zur Reihung und Priorisierung der Korridore weiterhin offen. Einer Übersicht zufolge wird es keine nennenswerte vorgezogene Ausbaumaßnahme einer Umleiterstrecke vor dem Beginn der Korridorsperrung geben, die damit entlastet werden könnte (vgl. Abb. Generalsanierung 36).
Die Einrichtung einer bundesweiten Arbeitsgruppe zwischen DB Netz und den Branchenverbänden DIE GÜTERBAHNEN und VDV wird zugesagt (Anm. der Redaktion: Ein erstes Treffen zieht sich jedoch bis in den Juni mangels Verfügbarkeit von Ansprechpartner:innen bei der DB Netz AG).

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