Korridor Hannover – Hamburg verschoben

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, dass der Bund und die niedersächsische Landesregierung die Generalsanierung der Strecke Hamburg-Hannover über Lüneburg, Uelzen und Celle auf das Jahr 2029 verschieben wird. Dadurch sollen neben Modernisierungsmaßnahmen auch kapazitätssteigernde Ausbaumaßnahmen umgesetzt werden. Bisher sahen die Pläne der DB Netz vor, die Strecke im Jahr 2026 zu sanieren und nach Abschluss der Generalsanierung in den 2030er Jahren eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke entlang der A 7 für mehrere Milliarden Euro und mit jahrelanger Bauzeit zu errichten. Die mit einer Neubaustrecke einhergehende Kapazitätssteigerung käme deutlich zu spät und würde in erster Linie dem Fernverkehr zugutekommen, während das Gesamtnetz dadurch nicht resilienter würde.

Durch die Verzahnung von Modernisierung und Ausbau der Bestandsstrecke können neue, dringend benötigte Kapazitäten geschaffen werden, bevor noch weitere Jahre ins Land gehen, in denen über das Für und Wider einer Neubaustrecke diskutiert wird. Vor allem der Norden Deutschlands hinkt der benötigten Schienenkapazität hinterher, zumal Hamburg eine der wichtigsten Städte des europäischen Seehafenhinterlandverkehrs darstellt. Gleichzeitig kann der Ausbau einer Strecke deutlich schneller umgesetzt werden, da im Gegensatz zu einer Neubaustrecke weniger langwierige Planfeststellungsverfahren nötig sind, die in der Regel mehrere Jahre dauern.

Dennoch sollten Überlegungen für Neubaumaßnahmen (die nicht nur in Form von Hochgeschwindigkeitsstrecken denkbar sind) nicht im Sande verlaufen. Langfristig werden sie nötig sein, um dem Verkehrswachstum der Zukunft und seinen Ansprüchen gewachsen zu sein. Politische Grabenkämpfe zwischen Regionalpolitiker:innen waren bereits seit 30 Jahren im Gange und werden durch die Verschiebung der Generalsanierung nicht verschwinden. So wehrt sich die SPD-geführte Landesregierung sowie der SPD-Parteivorsitzende Lars Klingbeil, durch dessen Wahlkreis die Neubaustrecke verlaufen könnte, mit Händen und Füßen gegen den Neubau. Allerdings sind neue Trassen in der Region unausweichlich, um die Einhaltung der Klimaschutzziele nicht zu gefährden.

Die Deutsche Bahn muss währenddessen weitere Neubaumaßnahmen prüfen und die Planungen für den Kapazitätsausbau der bestehenden Trasse vorbereiten: zusätzliche Gleise, der Umbau von Bahnhöfen, Verladestellen, Abzweigen und Lärmschutz und neue Stellwerkstechnik und der Einbau der europäischen Leit- und Sicherungstechnik ETCS sind ebenso notwendig wie die geplanten zusätzlichen Gleise auf den beiden Umleiterstrecken Uelzen – Stendal und Rotenburg – Verden. Die DB hat hierfür schließlich drei Jahre mehr Zeit.

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