Zu sehen sind Gleise und eine Weiche, ebenso wie eine Oberleitung

DIANA wird geboren

Weichenanzahl: 69.400
Weichen mit DIANA: 0
Weichenstörungen p. a.: 35.854
Störungen/Tag: 99,23

Das System der InfraView GmbH gewinnt zusehends an Aufmerksamkeit und die unternehmensinterne Weiterentwicklung schreitet voran. Bisher beschränkte sich das Einsatzfeld des Systems auf die sensorgesteuerte Überwachung von Weichheizungssteuerungsanlagen im Zusammenhang mit einer benutzerfreundlichen Bedienoberfläche.

In diesem Jahr wird jedoch die DB Netz auf das System aufmerksam und erkennt das Potenzial. Mit einem neuen, zahlungskräftigen Partner im Hintergrund wird schließlich das Angebot der InfraView ausgeweitet werden. Das größte Use Case der DB Netz liegt jedoch nicht an der Problembehebung an Weichenheizungssteuerungsanlagen, sondern viel mehr an den Weichenantrieben, für die es aktuell noch keine Tests gibt.

Weichen sind ein wichtiges Element im Bahnbetrieb, denn ohne sie könnten Züge nicht abbiegen, sondern nur geradeaus fahren. Damit ein Zug abbiegen kann, wird die sogenannte Weichenzunge von einem Elektromotor nach links oder rechts verschoben. Die bisherige Herangehensweise an das „Problemteil” Weiche ist allerdings nicht zielführend. Es wird so lange gewartet, bis Handlungsbedarf besteht. Mit anderen Worten: Erst wenn die Weiche kaputt ist, wird gehandelt. In Zukunft sollen auch Weichenantriebe mittels der kontinuierlichen Überwachung des sog. Stellstroms überwacht werden können.

Doch wie funktioniert das?

Das unscheinbare grau-blaue Kästchen (vgl. Abb. DIANA 01), das zwischen vielen bunten Kabeln hängt, misst den Kraftaufwand, den der Elektromotor für das Verschieben der Weichenzunge benötigt. Der klangvolle Name lautet DIANA. Die Sensorik des Gerätes werden im Kabelabschlussgestell des zugehörigen Stellwerks installiert (vgl. Abb. DIANA 02). Die Sensoren überwachen den sogenannten „Stellstrom“. Darunter verstehen Eisenbahner:innen, die benötigte Strommenge, um eine Weichenzunge über den Weichenantrieb zu bewegen. Das Bewegen der Weichenzunge ist notwendig, damit ein Zug abbiegen kann. Kontinuierlich misst die Sensorik den Stellstrom und übermittelt die Daten über ein Kabel oder Mobilfunk an eine zentrale Plattform:

DIANA (DIagnose & ANAlyse)

Jede Weiche erzeugt bei jedem Weichenumstellungsvorgang eine individuelle Stromverlaufskurve, die DIANA als Referenzstromkurve erfasst – vergleichbar mit einem EKG bei Menschen. Misst die Sensorik eine signifikante Abweichung von der Referenzstromkurve, schlägt DIANA Alarm und warnt die Instandhaltungsmitarbeiter:innen. Es entsteht eine Art „Weichen-EKG“. Die dazugehörigen Daten können in Echtzeit per Browser oder App den Instandhaltungsmitarbeiter:innen angezeigt werden (vgl. Abb. DIANA 03), die wiederum notwendige Maßnahmen einleiten können.

Eine zu befürwortende Idee, denn die 69.983 Weichen im Schienennetz der DB Netz sorgten 2012 für 35.555 Störungen (vgl. IZB 2012, DB Netz, 2013, S. 281). Damit sind Probleme an Weichen der dritthäufigste Störungsgrund, das entspricht einem Anteil von circa 17,5 Prozent (vgl. ebd., S. 279). DIANA soll vor allem an hochbelasteten Weichen zum Einsatz kommen. Dort ist eine Störung am schwerwiegendsten und kann negative Auswirkungen auf das gesamte Schienennetz haben.

Abb. DIANA 01: Kabelabschlussgestell mit DIANA, InfraView GmbH, https://infraview.net/de/, o. J.

Abb. DIANA 02: Funktionsprinzip DIANA, DB Netz. Präsentation „Diagnose an Infrastrukturanlagen mit DIANA”, Folie 5, 07. April 2021

Abb. DIANA 03: Visualisierte Stromkurve bzw. „Weichen-EKG“, DB Engineering & Consulting GmbH, https://db-engineering-consulting.com/de/news/vorausschauende-instandhaltung/, o. J.

Für besonders interessierte Leserinnen und Leser empfiehlt die Redaktion dieses Video der Brandenburgischen Technischen Universität.

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