Frontansicht Stellwerk Gommern

Regelmäßiger Ausfall des Stellwerks Gommern

Ein Stellwerk im sachsen-anhaltischen Gommern entwickelt sich zum Paradebeispiel für die prekäre Situation der Stellwerke. Aufgrund von Personalmangel ist das Stellwerk auf der Strecke 6410 zwischen Magdeburg und Dessau für eine Woche (17. bis 23. September) täglich zwischen 00:00 Uhr und 04:30 Uhr außer Betrieb. Zu dieser Tageszeit trifft das vor allem den Schienengüterverkehr. Bereits Ende August (23. bis 29.) war das Stellwerk eine Woche lang jeden Tag für mindestens viereinhalb Stunden ausgefallen. Die betroffene Strecke ist eine wichtige Umleiterstrecke des Güterverkehrs für die zurzeit und im kommenden Jahr erneut voll gesperrte Verbindung Hamburg-Berlin. Wie bereits im August steht die Alternativstrecke Magdeburg–Köthen–Halle wegen eines Komplexumbaus in Schönebeck ebenfalls nicht zur Verfügung. Die DB InfraGO warnt in einer Kundeninformation an die betroffenen Unternehmen, dass es „[…] zu erheblichen Rückstaueffekten bzw. großräumigen Umleitungen“ kommen wird. Schnelle Maßnahmen zur Entschärfung der Situation hat die DB InfraGO nicht vorgesehen.

Das Stellwerk, das bereits 1906 erbaut wurde, ist mit Technik aus den 1950er Jahren ausgestattet und arbeitet nach wie vor mechanisch – so wie die meisten Stellwerke in Deutschland. Wie in vielen anderen Stellwerken hat die DB InfraGO auch hier die Digitalisierung verschlafen. Ein Blick ins Stellwerk zeigt: Statt auf moderne Computer und Monitore setzt die DB InfraGO nach wie vor auf einen mechanischen Relaisblock, der mithilfe von Druckknöpfen bedient wird (siehe Abbildung).

Bedienpult; Bildquelle: eisenbahndet.de

Diese personalintensive Technik begeistert zwar Nostalgiker:innen, ist jedoch für junge Menschen kaum attraktiv. Das Stellwerk lässt sich nicht zentral fernsteuern, es muss immer ein Fahrdienstleiter oder eine Fahrdienstleiterin vor Ort sein. Fällt diese Person aus, ist auch das Stellwerk außer Betrieb. Zurzeit ist unklar, wann die die DB InfraGO das Stellwerk auf einen zeitgemäßen technischen Stand bringen wird.

Die DB gibt an, mithilfe einer Kampagne zur Personalgewinnung ab Ende 2025 Abhilfe zu schaffen – Ausgang ungewiss. Kurzfristige, umsetzbare Maßnahmen zur schnellen Entschärfung der Situation sind DB-Watch nicht bekannt.

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