Auf dem heutigen Schienengipfel in Frankfurt am Main gaben DB Netz und BMDVBundesministerium für Digitales und Verkehr die finale Reihenfolge der Korridore bekannt, die bis 2030 generalsaniert werden sollen (vgl. Abb. Generalsanierung 38). Dabei verringerte sich die Anzahl der Strecken von 43 auf 40, da die Strecken Fulda – Flieden, Flieden – Hanau sowie Aschaffenburg – Gemünden nicht länger berücksichtigt werden.

Die Generalsanierung der Riedbahn wurde auf dem Schienengipfel mit 900 Millionen Euro beziffert – das sind 400 Millionen Euro mehr als ursprünglich angekündigt. Da Verkehrsminister Dr. Volker Wissing und weitere Vertreter:innen aus dem Verkehrsministerium 45 Milliarden Euro extra für die Schiene bis 2027 zusichern, bleibt dennoch die Frage offen, welche Vorhaben mit den 45 Milliarden Euro genau angegangen werden. Da die Generalsanierung letztlich nur einen geringen Teil des Schienennetzes „retten“ soll, bisher jedoch in fast allen Planungen die UmleiterstreckenStrecken, auf die Züge z. B. im Rahmen von Bauarbeiten ausweichen können, wenn die präferierte Hauptroute gesperrt ist. nicht ausreichend ertüchtigt sind, ist ungeklärt, wie es mit dem Neu- und Ausbau des restlichen Netzes (circa 70 Prozent) vorangeht. Die Sanierung wird kaum Kapazitätssteigerungen mit sich bringen, sodass neue Gleise, Elektrifizierungen und modernere Anlagen weiterhin alternativlos sind – schon um die Generalsanierung angemessen vorzubereiten. Die Zahl von 750 Kilometern neuer Strecke bis 2030 (vgl. BMDV, 18. November 2022) wurde jedoch trotz der kräftigen Finanzzusage aus dem Verkehrsministerium nicht nach oben korrigiert.
Für Hoffnung sorgte die Aussage von DB-Infrastrukturvorstand Berthold Huber: Er bekräftigte in der anschließenden Pressekonferenz das Ziel, die sanierten Korridore für acht bis zehn Jahre baufreiZeitraum, in dem es zu keinen Bautätigkeiten kommt zu halten. In diversen Präsentationen der DB Netz war zwischenzeitlich – wir berichteten – nur noch die Rede von fünf Jahren. Selbst das BMDVBundesministerium für Digitales und Verkehr spricht auf seiner eigenen Homepage von “mindestens 5 Jahren” (BMDV, 18. November 2022).
Vom Schienengipfel bleibt vor allem auch, was nicht gesagt wurde: So spielte die Forderung aus der Branche nach Kompensationszahlungen aufgrund der steigenden Logistikkosten bei besonders langen Umleitungen keine Rolle, ebenso wie der Vorstoß, drei Strecken in Bayern (Obertraubling – Passau, München – Rosenheim, Rosenheim – Salzburg) aufgrund mangelnder Umleitungsmöglichkeiten vorerst zu streichen. Branchenvertreter:innen befürchten unabsehbare Folgen, wenn diese Strecken vollständig vom Netz genommen werden, da eine Umfahrung beim derzeitigen Stand und den (fehlenden) Planungen zur Ertüchtigung der Umleiter praktisch unmöglich wirtschaftlich darstellbar ist.
Immerhin wurde die Strecke Hannover – Hamburg mit dem Zusatz versehen, dass eine Verschiebung auf 2029 noch diskutiert wird. Dieses Vorgehen ist begrüßenswert, denn seit Jahren schwelt eine Diskussion darüber, ob eine Neubaustrecke oder der Ausbau der Bestandsstrecke sinnvoller sind. Da der Streit dazu führt, dass überhaupt nicht gebaut wird, könnte die DB Netz bei angemessener Vorbereitung bis 2029 tatsächlich zunächst die Bestandsstrecke sanieren und ausbauen, damit es vorangeht.
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