Generalsanierung der Riedbahn: Gegensätzliche Aussagen von DB InfraGO und Güterbahnen 

Während die DB InfraGO AG verkündet (DVZ, 31. Mai 2024), dass während der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt am Main und Mannheim alle 400 bis 500 Güterzüge pro Woche über die verkehrsgünstige Main-Neckar-Bahn oder die Ludwigsbahn umgeleitet werden können, machen einige der betroffenen Unternehmen andere Erfahrungen. Auf Rückfrage bestätigten mehrere EVU – entgegen der Aussage der DB InfraGO –, dass es zu Zurückweisungen bei Trassenbestellungen kam. Die Sanierung der Riedbahn ist die vergleichsweise „einfachste“ in puncto Umleiterverkehre, weil die alternativen Strecken sowohl verfügbar als auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Dass es trotzdem zu Konflikten kommt, weckt Sorgen im Hinblick auf die kommenden Jahre mit deutlich komplexeren Korridoren.

Sogenannte „Konfliktfälle“ treten auf, wenn zwei oder mehr Eisenbahnverkehrsunternehmen zur gleichen Zeit die gleiche Strecke nutzen möchten und es dadurch zu Überlappungen oder Engpässen kommt. Besonders während Bauarbeiten, wie bei der Sanierung der Riedbahn, während der die Strecke komplett gesperrt ist, kann es vermehrt zu solchen Konflikten kommen, da Züge auf verkehrsgünstig gelegene Umleiterstrecken ausweichen müssen. Durch die geringeren Kapazitäten und die stärkere Frequentierung der Umleiterstrecken erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Konflikten. 

Weitere Einschränkungen wird es während der Generalsanierung voraussichtlich beim sog. „flexiblen Güterverkehr“ (auch „Gelegenheitsverkehr“ genannt) geben. Dabei handelt es sich um Transporte für kurzfristige Lieferungen oder einmalige Frachtaufträge, die nicht im Rahmen der jährlichen Fahrplanbestellung angemeldet werden. Im Schienengüterverkehr werden rund ein Drittel aller Transporte im flexiblen Güterverkehr abgewickelt. Die Güterbahnen fordern schon lange, dass im Jahresfahrplan dauerhaft ausreichend Kapazitäten für den flexiblen Güterverkehr vorgesehen werden, weil die Geschäftsmodelle der verladenden Wirtschaft Kurzfristigkeit erfordern. 

Die DB InfraGO gibt an, dass sich die Trassenpreise an der normalen Route orientieren und nicht an den längeren Umleitungen. Diese, in den Nutzungsbedingungen Netz (NBN) feststehende Regelung, gilt allerdings nicht für den flexiblen Güterverkehr.

Auch die Gleisanschlüsse sollen laut Angaben der DB InfraGO während der Bauphase problemlos bedient werden können. Allerdings äußerten sich auch hier einige Betroffene sorgvoll, denn während der dreiwöchigen Sperrung der Riedbahn im Januar 2024, um vorbereitende Maßnahmen durchzuführen (DB-Watch berichtete), kam es zu Komplikationen bei der Bedienung der Anschlüsse. 

Copyright Foto: Deutsche Bahn AG / Benjamin Kedziora

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