Stellwerksausfall in Hamburg: 800 Fahrgäste evakuiert – beim mit ausgebremsten Güterverkehr ist nicht einmal das möglich

Ein massiver Stellwerksausfall im Bereich Hamburg-Billwerder hat am Wochenende nicht nur den Personenverkehr ausgebremst, sondern auch den Güterverkehr in Norddeutschland lahmgelegt. Die technische Störung, verursacht durch eine „Kabelbeschädigung“ (deren Ursachen nicht näher benannt wurden), begann am Samstag, dem 12. April 2025 um 18:06 Uhr und konnte erst am darauffolgenden Abend um 19:50 Uhr vollständig behoben werden. Während rund 800 Fahrgäste aus einem auf freier Strecke liegengebliebenen Regionalzug evakuiert werden mussten, wurden gleichzeitig zahlreiche Züge im Schienenpersonenfernverkehr wie auch im Güterverkehr zurückgehalten – mit massiven Folgen für den Betrieb.

Neben dem Stellwerksausfall trugen auch weitere Ereignisse wie ein Personenunfall bei Eschede nördlich von Celle und damit auf einer möglichen Umleiterstrecke auf und verschärften die  Gesamtlage. Die Folge: ein flächendeckender Rückstau im gesamten norddeutschen Netz, vor allem im Schienengüterverkehr.

Fahrplan ohne Fahrweg – und keine Priorität für den SGV

Die Kritik aus den Eisenbahnverkehrsunternehmen lässt nicht auf sich warten. Unverständnis herrscht insbesondere darüber, warum es nicht möglich war, statt der üblichen dynamischen Signalisierung/Zugführung in den beiden Streckengleisen jeweils Fahrstraßen festzulegen und diese „auf Befehl“ befahren zu lassen, um wenigstens blockweise wieder Bewegung in die festgefahrene Lage zu bringen. Stattdessen kam es zu stundenlangem Stillstand – auch auf Strecken, die prinzipiell frei und befahrbar gewesen wären.

„Unsere Mitarbeiter in den Leitstellen arbeiten seit Tagen an der Belastungsgrenze“, heißt es aus einem betroffenen SGV-Unternehmen. „Es fehlt nicht nur an Kommunikation, sondern vor allem an Priorisierung – insbesondere gegenüber den Fensterzügen.“ Der (fensterlose) Güterverkehr wird nach Einschätzung vieler Güterbahn-Unternehmen in Störsituationen in den Betriebszentralen oft nachrangig behandelt – auch dann, wenn es sich um zeitkritische Güterverkehre handelt.

Hinzu kommt die Lage beim Personal: „Unsere Lokführer stoßen seit Wochen an ihre Grenzen, was Arbeitszeit und Verfügbarkeit angeht“, so ein weiteres Unternehmen. „Auch im Güterverkehr sitzen Menschen auf den Führerständen – und auch der SGV hat Kunden, die auf Verlässlichkeit angewiesen sind.“

Trotz angekündigter Modernisierungen bei der DB InfraGO bleibt der Eindruck: Die operative Reaktionsfähigkeit auf Infrastrukturausfälle ist unzureichend – sowohl technisch als auch personell. Die Tatsache, dass selbst für hochbelastete Regionen wie Hamburg keine stabilen Rückfallebenen greifen, wirft Fragen zur Krisenplanung im System Schiene auf.

Die rückgestauten Züge wurden anschließend schrittweise “nachgefahren“, eine Evakuierung oder ein Weitertransport durch Ersatzzüge und eine vergleichsweise schnelle Wiederaufnahme des Betriebs wie im Personenverkehr ist im Gütertransport auf der Schiene grundsätzlich nicht möglich. Die Folgen sind in manchen Fällen notwendige Neuplanungen von Loks, Wagen und Personalen und natürlich ein erheblicher Imageschaden. Leider keine Ausnahme, sondern Teil eines immer häufiger wiederkehrenden Musters.

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