TAF/TAP TSI

Recherchen zum Digitalisierungsprojekt TAF/TAP TSI

Worum geht es?

Im Schienengüter- und Personenverkehr läuft europäisch vieles noch so, als hätte man das Wort Digitalisierung noch nie gehört. Bis heute werden an manchen EU-Landesgrenzen Zugdaten zu Länge, Ladung, Gewicht etc. teilweise in Papierform an die dort zuständigen Infrastrukturbetreiber gemeldet, bevor der Zug die Grenze passieren darf. Auch in Deutschland läuft vieles noch zu analog. Würden wir von einem Steinbruch sprechen, dann setzt die Deutsche Bahn immer noch Hammer und Meißel ein, statt schweres Baugerät.

Das soll sich ändern. Die DB InfraGO AG muss auf Grundlage zweier EU-Verordnungen (1305/2014 TAF TSI und 454/2011 TAP TSI) die Steuerung des Zugbetriebs sowie Planungen und Anmeldungen von Zugfahrten standardisieren und digitalisieren. Ja richtig, das ist noch nicht der Fall!

Die digitale Lösung trägt den sperrigen Namen Telematik Anwendungen für Güter- und Personenverkehr (aus dem Englischen: Telematic Applications Freight Services (TAF) und Telematics Applications Passenger Services (TAP).

Digitalisierung und Harmonisierung des Datenaustauschs soll die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene zu anderen Verkehrsträgern stärken. Eine „einheitliche [digitale] Sprache“ soll für eine bessere Kommunikation sorgen, ähnlich wie im Flugverkehr. Im zweiten Schritt folgt daraus die Möglichkeit einer einheitlichen und grenzüberschreitenden Identifikation von Zügen – räumlich, zeitlich und über die nationale Netzgrenzen hinweg.

Die DB InfraGO hat schon mehrfach die Einführung angekündigt, jedoch immer wieder verschoben. Wir schauen genauer drauf!

Fortschrittsanzeiger zu TAF/TAP TSI

Stand: 11. September 2024 • © DB-watch.de • Infografik: alicelandsiedel.de
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News zu TAF/TAP TSI

  • „Aktualisierte“ Zeitplanung zur vollständigen Implementierung

    „Aktualisierte“ Zeitplanung zur vollständigen Implementierung

    Die InfraGO verschiebt die Implementierung von TAF/TAP TSI erneut: von März 2025 auf März 2026.

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    Die DB InfraGO übernimmt nach ihrer Gründung offenbar die „Strategie“ der DB Netz und verschiebt erneut die Einführung der PRISMA-Systeme von September 2024 auf Februar oder März 2025. Gerade in Zeiten knapper Kapazitäten ist es nur schwer verständlich, warum dieses Projekt nicht mit Höchstgeschwindigkeit vorangetrieben wird.

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    Erneute Verschiebung: PRISMA-Inbetriebnahme nun im September 2024

    Drei Monate, nachdem die DB Netz AG die Verschiebung ohne alternativen Termin ankündigte, wird ein neuer Zeitplan für die Inbetriebnahme von PRISMA und TAF/TAP TSI Phase 1 vorgestellt. September 2024 ist der neue Termin.

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  • Ankündigung PRISMA: Weitere Verschiebung auf „Unbekannt“

    Ankündigung PRISMA: Weitere Verschiebung auf „Unbekannt“

    Die geplante Inbetriebnahme von PRISMA im September 2023 muss erneut verschoben werden – dieses Mal ohne ein neues Datum zu nennen. Die Einführung eines standardisierten Prozesses wird folglich nicht vor Dezember 2025 möglich sein.

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Hintergründe

In Deutschland läuft die Planung und Durchführung des Zugbetriebs bei der DB InfraGO AG bisher über sieben dezentrale Betriebszentralen, die als „Inseln“ keinen Gesamtüberblick über das ganze Schienennetz in Deutschland haben. Informationen, wie die genaue Länge von Zügen, das Gewicht oder der Ladungsinhalt, der genaue Standort oder Fahrzeiten sind nicht tagessscharf und bundeseinheitlich einsehbar. Die zukünftig zum Einsatz kommende Telematik beinhaltet vor allem den Vorteil, dass sie Daten der EVU und EIU bündelt, digitalisiert und für beide Seiten über eine Art digitalen Knoten („Schnittstelle“) einsehbar macht.

Eine solche zentrale Verarbeitung und Austausch von Daten auf digitaler Ebene erfolgt bereits in Teilen im Gesundheitssystem: über die Gesundheitskarte. Jedes Krankenhaus, jede Arztpraxis oder Gesundheitsdienst kann durch ein Lesegerät die Stammdaten der Versicherten einsehen.

D.h. es wird einen zentralen Datenspeicher geben, der es den Parteien ermöglicht, Informationen (Zugtyp, Ladungsinhalt, Fahrtzeiten, exakte Anmeldung von benötigten Strecken von Seiten der Eisenbahnverkehrsunternehmen bei der DB als Infrastrukturbetreiber etc.) abzulegen, einzusehen und auszutauschen. Gleichzeitig lassen sich Züge zukünftig tagesaktuell durch eine Art Tracking nachverfolgen sowie deren genauer Standort im Schienennetz feststellen.

Im Bereich des Zugbetriebs soll die dazugehörige IT-Struktur durch die DB InfraGO AG, im Programm „PRISMA“ umgesetzt werden.

Die Vorteile aus dem DB-Projekt ergeben sich jedoch vorerst nur bei den bundeseigenen Infrastrukturbetreibern. Die sog. nicht-bundeseigenen EIU (z. B. Hafenbahnen) sind selbst verantwortlich und arbeiten entweder noch gar nicht mit TAF/TAP TSI oder nur mit Teilen der neuen Applikationen.

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