Züge bei der Riedbahn-Wiedereröffnung

Wiederinbetriebnahme der Riedbahn am 15. Dezember

Seit Sonntagnacht rollen wieder Züge über die Riedbahn. Wir danken den vielen Mitarbeiter:innen der DB und den beteiligten Baufirmen für die Realisierung des Projekts. Der Betrieb der erneuerten Anlagen hat in den ersten beiden Tagen weitestgehend planmäßig funktioniert. Während der Fernverkehr und ein großer Teil des Personennahverkehrs über die sanierte und modernisierte Strecke läuft, müssen sich der Güterverkehr und kleinere Teile des Nahverkehrs noch bis Weihnachten und möglicherweise auch darüber hinaus gedulden. Während die DB und der Bundesverkehrsminister rund um eine große Wiederinbetriebnahme-Veranstaltung am Samstag in Gernsheim am Rhein vor der Wiedereröffnung von umfassender Erfüllung der Ankündigungen sprachen, kann doch von einem Normalbetrieb noch keine Rede sein.

Entlang der Strecke und der umfangreich sanierten Bahnhöfe sind noch viele Fertigstellungen und Nacharbeiten zu leisten, die Bedienung der Gleisanschlüsse funktioniert einige Tage nur mit erheblichen Einschränkungen, Umleiter sind noch einige Tage erforderlich – und wie bereits berichtet kann die neu eingebaute ETCS-Leit- und Sicherungstechnik nur schrittweise – derzeit ist der 01. Juli angekündigt, in Betrieb genommen und genutzt werden. Begriff wie verkehrlicher „Hochlauf“ (Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing) oder dass sich der Verkehr „einruckelt“ (eine DB-Sprecherin) mögen eine Richtung anzeigen, aber letztlich handelt es sich doch um Eingeständnisse, dass trotz der hohen Aufmerksamkeit von Politik, DB und Bauwirtschaft zum offiziellen Termin nicht alles fertig war. Immerhin steht zu Buche, dass die Anlagen auf der zuletzt 1992 grundlegendend erneuerten Riedbahn nun in großem Umfang auf einen modernen Zustand gebracht wurden.

Nun muss es eine Aufarbeitung geben, um Lehren für den Sanierungsbedarf im gesamten deutschen Schienennetz zu ziehen: Terminketten, die aus dem Ruder gelaufene Kostenschätzung und die Frage, wie viele der angekündigten und über eine 1:1-Sanierung hinausgehenden Verbesserungen bei mehrmonatigen Vollsperrungen wirklich realisiert werden, stehen dabei im Vordergrund. Denn so schlicht, wie es der Verkehrsminister in Gernsheim ausdrückte, dass die termingerechte Wiederinbetriebnahme der Riedbahn ein Beweis für die Reproduzierbarkeit des Konzepts der mehrmonatigen Vollsperrungen in 40 weiteren Fällen sei, ist es angesichts der hoch unterschiedlichen Bedingungen nicht. Zu beobachten bleibt die Stabilität der Anlagen im harten Alltagsbetrieb einer hochbelasteten Strecke, das Monitoring des Ziels zur Störungsminderung (100 Prozent weniger lt. Wissing, 80 Prozent weniger lt. DB) und die Einhaltung der Zusagen zur Baufreiheit.

Not tut das auf jeden Fall: zeitgleich mit der Eröffnung der Riedbahn am Sonntag um 00.00 Uhr trat auch der erste offenbar nach „Schema F“ geplante „Instandhaltungs-Container“ in Kraft: nur wenige Kilometer südlich von Gernsheim wurde ein Gleis der gerade freigegebenen Strecke für fünf Stunden für turnusmäßige Instandhaltungsarbeiten gesperrt – nicht nur Laien fragen sich, welche Art der Instandhaltung denn auf einer für mindestens 1,3 Milliarden Euro frisch sanierten Strecke nötig sind.

Weitere News zur Generalsanierung