InfraGO – Gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft

Recherchen zum Deutsche-Bahn-Projekt „Gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft – InfraGO“

Worum geht es?

Die DB InfraGO wurde 2024 als Fusion der DB Netz AG und DB Station&Service AG gegründet. Von der Politik wurde dem Unternehmen aufgetragen, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln. Aus Sicht der Kunden der InfraGO – die Unternehmen, die das Schienennetz nutzen wollen – ist diese Orientierung am Gemeinwohl jedoch eine bislang nicht umgesetzte Floskel.

Grund für die Neugründung war die schlechte Qualität des Schienennetzes, das über Jahre zurückgebaut wurde und in dem der Neu- und Ausbau zu langsam vorangeht.

Man versprach sich Veränderung dadurch, dass Gewinne zukünftig im Unternehmen verbleiben und reinvestiert werden.

Allerdings gingen mit der Gründung keine Gesetzesänderungen oder substanzielle Satzungsänderungen der AG hervor, die die InfraGO zum Gemeinwohl zwingen. In einem Dialog mit der Branche wurden vor der Gründung Ziele für die Gesellschaft diskutiert, allerdings sind viele Anliegen nicht umgesetzt.

DB-watch.de dokumentiert hier den Fortschritt hin zur Gemeinwohlorientierung.

Fortschrittsanzeiger zur InfraGO

Stand: 18. Juni 2025 • © DB-watch.de • Infografik: alicelandsiedel.de

Organigramm der DB

Wie die InfraGO aufgebaut werden müsste, um diskriminierungsfrei zu arbeiten

Stand: 08. November 2023 • © DB-watch.de • Infografik: alicelandsiedel.de
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News zur InfraGO – der Gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft

  • InfraGO in der Praxis:  Zwei fahrbereite Züge, zwei Lokführer – aber keine Fahrpläne

    InfraGO in der Praxis:  Zwei fahrbereite Züge, zwei Lokführer – aber keine Fahrpläne

    Der Redaktion von DB-Watch wurden zwei Fälle fehlender Fahrpläne übermittelt, die stellvertretend für viele Zugfahrten auf dem Netz der DB InfraGO stehen. Sie zeigen, woran es wirklich hapert: an fehlender Verlässlichkeit, mangelnder Erreichbarkeit und einem Netzbetrieb, der nicht krisenfest ist. 

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  • Was ihre Kunden über die DB InfraGO AG sagen – Zwischenbilanz nach acht Monaten – erstmalige Veröffentlichung der qualitativen Bewertungen

    Was ihre Kunden über die DB InfraGO AG sagen – Zwischenbilanz nach acht Monaten – erstmalige Veröffentlichung der qualitativen Bewertungen

    Vier Bahnverbände haben eine Zwischenbilanz zur Arbeit der InfraGO gezogen und dazu Mitgliedsunternehmen um Einschätzungen gebeten. Das Fazit fällt leider ernüchternd aus.

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  • Offizielle Gründung der DB InfraGO AG

    Offizielle Gründung der DB InfraGO AG

    Im Handelsregister wurde die neue DB InfraGO AG am 27. Dezember 2023 eingetragen. Neben der Beibehaltung der Rechtsform einer Aktiengesellschaft und dem neuen Namen fehlt es aber so gut wie an allem, um bessere Ergebnisse zu erbringen.

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Hintergründe zur InfraGO – Gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft

Die gemeinwohlorientierte Schieneninfrastrukturgesellschaft ist ein Vorhaben aus dem Ampel-Koalitionsvertrag von 2021. Darin wurde u. a. festgelegt, dass zwei Infrastruktureinheiten der Deutschen Bahn – die DB Netz AG und die DB Station&Service AG – „innerhalb des Konzerns zu einer neuen, gemeinwohlorientierten Infrastruktursparte zusammengelegt“ werden sollen. Gewinne sollen zukünftig im Unternehmen verbleiben. Maßgeblicher Grund ist die schlechte Qualität des Schienennetzes, das über viele Jahre immer weiter alterte und zurückgebaut wurde und in dem der Neu- und Ausbau kaum vorankommen. Eine Zusammenlegung der Sparten und die Orientierung am Gemeinwohl sollten das Ruder herumreißen. Das Bundesverkehrsministerium wollte stärker durchgreifen.

Nachdem 1994 mit der so genannten Bahnreform nicht nur die staatlichen Eisenbahnen (Ost- und Westdeutschlands) verschmolzen wurden, wurden fünf Jahre später fünf eigenständige Aktiengesellschaften unter dem Konzerndach der Deutschen Bahn AG gegründet, darunter u. a. die DB Netz AG und die DB Station&Service AG. Diese Infrastrukturbereiche ebenfalls in einer nach Gewinn strebenden AG zu organisieren, stieß von Beginn an auf große Kritik. Einerseits, weil das natürliche Monopol der Schieneninfrastruktur nicht wettbewerbsneutral, sondern zu Gunsten der DB-Transportgesellschaften betrieben wurde, andererseits weil der Infrastrukturbetrieb rein aus Trassenpreisen, die zudem gewinnorientiert gestaltet waren, nicht möglich sei. Stattdessen müsste die Infrastruktur viel eher an Zufriedenheit der Kund:innen, hoher Qualität, Sicherheit und Zuverlässigkeit gemessen werden.

In den Jahren nach der Bahnreform wurden die Folgen immer augenscheinlicher: Aus Kostengründen wurde das Schienennetz massiv zurückgebaut, Gleise, Weichen, Verbindungskurven und Bahnsteige mussten weichen. Stetig und zuletzt rasant wuchs, auch aus Gründen des Klimaschutzes und des Lkw-Fahrer:innenmangels, die Nachfrage auf der Schiene. Dem ist das Netz in seiner inzwischen geschrumpften Version nicht mehr gewachsen. Diese Analyse ist nicht neu, sondern seit Jahren diskutiert die Branche über eine mögliche Bahnreform II. Befürworter:innen wünschen sich eine gewinnfreie DB-Infrastruktursparte, deren Hauptstreben es ist, zufriedene Kund:innen zu haben, zuverlässig, wachsend, fair, sicher, effizient und transparent zu sein.

Ein Schritt in diese Richtung schien das Ziel aus dem Koalitionsvertrag zu sein, allerdings gab dieser keine genauen Definitionen oder Ziele her und schloss aus, die Infrastruktur aus dem DB-Konzern herauszulösen. Die Zusammenlegung allein, wie sie am 01. Januar 2024 offiziell wurde, da sind sich Befürworter:innen einer „Trennung von Netz und Betrieb“ sicher, hat nicht die große Kehrtwende gebracht. Die Herauslösung der Infrastruktur aus dem Gesamtkonzern ist kein Allheilmittel, um Veränderungen im Schienennetz zu erwirken. Vielmehr kommt es darauf an, Ziele quantitativ festzulegen, die Rolle des Bundes gegenüber der DB zu stärken und die InfraGO durch konkrete Bestimmungen zu mehr Tempo beim Netzausbau zu zwingen. Da dies mit Neugründung der DB InfraGO AG jedoch nicht angegangen wurde, bleibt der Ruf nach einer Trennung zurecht laut.

Zur offiziellen Gründung der InfraGO wurde zu wenig konkretes festgelegt, nachzulesen in der alten und neuen Satzung der Gesellschaft. Eine Zwischenbilanz haben Bahnverbände ebenfalls inzwischen gezogen – mit ernüchterndem Ergebnis.

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